Die gescheiterte Revolution in Deutschland

Mit dem Begriff „Die gescheiterte Revolution in Deutschland“ assoziieren wir die Revolution von 1848/49, die eine Reaktion auf die Umbrüche und Veränderungen in Europa gewesen ist. Das Bildungsbürgertum hat vor allem seinen Unmut gegen den Staat kundgetan sowie versucht die Forderungen nach einem Liberalen und demokratischen Parlament und einem vereinten Deutschland durchzusetzen. 

Jedoch ist dieser Versuch gegen die konservative und monarchische Elite fehlgeschlagen. Die Revolution von 1848/49 ist jedoch nicht nur ein gescheitertes geschichtliches Ereignis, sondern sehr viel komplexer und das Ereignis hatte langfristig Konsequenzen. Doch wieso ist genau dieses Ereignis politisch immer noch so relevant und vielseitig? Und was hat es mit der europäischen Integration und dem Zusammenhalt zwischen den einzelnen Staaten heute zu tun?

Wieso ist es zu einer Revolution in Deutschland gekommen?

Angefangen hat alles mit der Französischen Revolution und deren Einfluss und Reichweite in ganz Europa. Die Revolution Ende des 18. Jahrhunderts ist gescheitert und Napoleon kam an die Macht. Die Forderungen des Volkes nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind trotz der gescheiterten und blutig niedergeschlagenen Revolution in den Köpfen der Menschen verankert geblieben. Napoleon hat weite Teile Europas und vor allem des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation besetzt und damit unter anderem nationale Gedanken, sowie Forderungen nach wirtschaftlicher und politischer Unabhängigkeit und Mitsprache gestärkt. 

Napoleons Vorherrschaft endete in der Völkerschlacht von Leipzig, dennoch hat sich revolutionäres Gedankengut aus Frankreich in ganz Europa ausgebreitet. Der Wunsch nach einer geeinten Nation ist in den deutschen Staaten entstanden. Die Forderungen der Arbeiterklasse in Frankreich haben sich jedoch auch in Europa verbreitet und zu einer Freiheitsbewegung und Aufständen geführt. Dies geschah nicht nur  im Deutschen Bund, sondern auch andere Volksgruppen strebten nach Unabhängigkeit, so zum Beispiel die Italiener, Tschechen, Ungarn oder Österreicher. 

Wiener Kongress und seine Konsequenzen

Der Wiener Kongress ist eine Versammlung von Staatsoberhäuptern der europäischen Staaten und Fürstentümer gewesen, als Reaktion auf die Niederlage Napoleons und das Ende seiner Vorherrschaft in Europa. Die wichtigste Aufgabe war vor allem die territoriale Aufteilung und Ordnung der Staaten, unter den verschiedenen Herrschern. Fürst von Metternich gilt als zentrale Figur, die den Wiener Kongress repräsentativ für Österreich organisiert hat. Sein Ziel und das der Staatsoberhäupter war vor allem die Rückkehr zur alten Ordnung, aber auch die Wahrung des Friedens in Europa, nachdem es viele Kriege und Unruhen gegeben hat. Auch wenn der Wiener Kongress vor allem Entrüstung und Empörung unter den Bürgern*innen auslöste, die sich eine Verbesserung der herrschenden Verhältnisse wünschten, sowie eine Einigung und politische Mitsprache, hat der Wiener Kongress auch positive Folgen gehabt. Er stellt einen wichtigen diplomatischen Moment dar, der auch den internationalen Zusammenschluss und das gegenseitige Unterstützen der Staaten zur Folge hat. Auch heute arbeiten in Europa vor allem die Staaten zusammen und bewahren Frieden untereinander. 

Der Deutsche Bund

Deutsche_Bund

Nach dem Wiener Kongress hat es eine Rückkehr zur „alten Ordnung“ gegeben. Trotz der napoleonischen Kriege und Preußens Sieg gegen die französische Vorherrschaft hat sich die adelige und einflussreiche Elite auf dem Wiener Kongress von 1814 und 1815 dazu entschlossen, an einem lockeren Gebilde deutscher Staaten festzuhalten und den Deutschen Bund zu gründen

Industrielle Bewegung und Unmut des Proletariats

Industrielle_Revolution

Das 19. Jahrhundert ist nicht nur ein Jahrhundert der politischen Bewegungen und Veränderungen, sondern auch ein Jahrhundert des technischen Fortschritts und der industriellen Bewegung. Ausgehend von England, wo durch die Erfindung der Dampflok, eine Vernetzung stattfand und durch weitere Erfindungen Arbeitsprozesse verschnellert werden konnten, fand eine drastische Veränderung in ganz Europa und schließlich der ganzen Welt statt.

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Die Gesellschaft zog zunehmend in die Städte, es wurden Fabriken gebaut, es ging vor allem um eine Veränderung der Arbeitsbedingungen und um Profit, welcher durch die technischen Errungenschaften ermöglicht worden ist. Zu Lasten des Proletariats oder der Landwirte*innen und Arbeiter*innen, welche ihre Arbeit verloren, entwickelte sich die Gesellschaft weiter.

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Arbeitsbedingungen waren katastrophal, die Luft voller Schadstoffe und die Arbeit in Fabriken eine teilweise unzumutbare Aufgabe für die Bürger*innen. Auch in Deutschland herrschte Unmut, da viele Bauern*innen nun keine Arbeit mehr hatten, die Landflucht in die Städte war eine notwendige Konsequenz.

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Unter anderem in den Kreisen des Proletariats machte sich bereits Unmut breit. Das Volk forderte Veränderung. Eine ruhige und machtlose Position des Volkes war nicht mehr vorhanden. Ausgelöst durch die Hoffnung auf ein vereintes Deutschland und mehr Menschenrechten, welche auch die französischen Staatsbürger schon forderten, spitzte sich der Unmut immer weiter zu. Dementsprechend trugen auch gesellschaftliche Phänomene, wie die Massenarmut und destabilisierten Zustände zu der Revolution von 1848/49 bei.

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Die Aufstände von 1848

Märzaufstände

Im März 1848 kam es in Deutschland zu Aufständen und Unruhen. Das Bürgertum hat sich gegen die bestehende Ordnung und für die Liberalen und demokratischen Rechte eingesetzt. Diese zwei Bildquellen stellen die Barrikadenkämpfe und ausschreitenden Aufstände dar, bei denen einige Revolutionäre zu Tode kamen, da die Ausschreitungen eskalierten.

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Nach den Aufständen gedachte man daher den Märzgefallenen, die bei den Aufständen 48 zu Tode gekommen waren. Ausgelöst wurden die Aufstände durch Unruhen in Frankreich im Februar 1848, welche zur Abdankung des Königs und zur Ausrufung der Republik führten

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Diese Entwicklung weckte einen Funken der Hoffnung im Deutschen Bund, aber auch in anderen Staaten, unter anderem Österreich. Die Revolutionäre stellen „Märzforderungen“. Sie erreichten 1848 auch die ersten Zugeständnisse des Königs an die Liberalen und Demokraten und hatten erstmals erheblichen Erfolg. In Wien forderten die Demonstrierenden den Rücktritt Metternichs, der in Folge der Revolution flüchtete.

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 Anhänger eines autoritären und monarchischen Systems wurden stark kritisiert. Symbolisch ist vor allem die Flagge in den Farben der späteren Deutschen Flagge, schwarz, rot und gold. Nationale Symbole wurden zunehmend verwendet, um den Wunsch nach einer geeinten Nation auszudrücken und wurden damit zum Symbol der Nation.

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Die Frankfurter Paulskirche

Frankfurt_Paulskirche_1848

Die Frankfurter Paulskirche ist auch noch heute ein symbolischer Ort. Dort tagte das erste gesamtdeutsche Parlament, auch wenn es keine lange Dauer hatte und der Erfolg eines liberal-demokratischen Staates vorerst ausblieb.

Das erste allgemeingültige Grundrecht wurde am 27.Dezember 1848 beschlossen. Damit  wurde ein erster Meilenstein gelegt. Das Parlament der Frankfurter Paulskirche, welches am 18. Mai 1848 zum ersten Mal zusammenkam um über „nationale“ Belange zu entscheiden und eine Gemeinschaft und einen Zusammenhalt zu fördern, war ein Ort des Fortschritts und der Hoffnung. In der Frankfurter Paulskirche tagten Repräsentanten aller teilnehmenden Staaten. Darunter vor allem Männer aus dem Bildungsbürgertum. Das Parlament wird daher auch „Gelehrtenparlament“ genannt, was eine seiner Schwächen kennzeichnet, denn es ist demnach nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung gewesen. Zustande gekommen ist das Parlament von 1948 und 49 dadurch, dass revolutionäre Unruhen in Europa ausbrachen, welche erneut ihren Ursprung in Frankreich fanden.

Dem Volk, welches Überhand gewann wurden daher, nach blutigen Aufständen in Preußen, von König Friedrich Wilhelm IV. entgegengekommen. Er versprach eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen.  Das Parlament wurde somit öffentlich legitimiert. Das Parlament war jedoch gekennzeichnet durch strukturelle Schwächen der Reichsregierung und dadurch, dass die Sonderinteressen der Einzelstaaten immer noch im Zentrum standen. Außerdem haben sich bereits hier Gegensätze zwischen den Radikalen und den gemäßigten Liberalen gezeigt. Diejenigen, die komplett gegen eine Monarchie waren und die für den Erhalt der Monarchie und politische Mitsprache plädierten.

Als schließlich die „Schleswig Frage“ aufkam und die Frankfurter Paulskirche nicht in den Entscheidungsprozess über Territorien miteinbezogen wurde, zeichnete sich bereits der mangelnde Einfluss der Staaten ab. Außerdem gab es eine 2. revolutionäre Welle, die von der Gegenrevolution niedergeschlagen wurde und daher Ernüchterung auslöste.

Das Parlament löste sich schließlich auf, nachdem der König den Vorsitz und eine Kompromisslösung ablehnte und dem Parlament kein Einfluss mehr blieb.

Ausblicke

Obwohl die Revolution von 1848 und 1849 in Deutschland gescheitert ist, haben die Ereignisse der vorherigen Jahrzehnte bis hin zur Revolution selbst einen Eindruck hinterlassen und Wirkung erzielt.

Die herrschenden Ideen von Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit, welche während der französischen Revolution entstanden sind, haben sich auch in den Köpfen der „deutschen“ Bürger*innen festgesetzt und letztendlich zu der Gründung eines deutschen Staates 1871 geführt.

Der lange steinige Weg zu Einigung wurde durch Napoleon indirekt und vor allem durch die protestierenden Franzosen und Französinnen geebnet und damit beeinflusst. Eine internationale Vision und ein interkultureller Austausch haben insofern auch schon damals stattgefunden. Der lose Staatenbund hat die Bedingungen erschwert eine nationale Lösung zu finden und damit die Staaten vor Herausforderung und große Aufgaben gestellt, gleichzeitig aber auch Türen geöffnet.

Frankreich und Deutschland:

Auch wenn die gescheiterte Revolution in Deutschland vor allem auf die Schwächen des Parlaments geschoben werden kann und den noch zu wenig vorherrschenden Einfluss der Regierung, die nur sehr begrenzt über Macht und Einfluss verfügten, hat sich Europa im 19. Jahrhundert stark verändert.

Die einzelnen Nationen haben einander beobachtet, voneinander gelernt und bezüglich der Revolution ein Beispiel an den französischen Bürgern*innen genommen. Als Nachbarstaaten, beeinflusst die gemeinsame Geschichte vor, während und nach der Revolution maßgeblich die Entwicklungen in Europa. Es handelt sich um ein ständiges und wechselseitiges Spiel. 

https://www.zeit.de/1998/09/Die_Revolution_ist_unser_aller_Erbe
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/vormaerz-und-revolution/revolution-1848.html
https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/parlamentarismus/1848
https://www.zeit.de/2014/38/wiener-kongress-europa-frieden/seite-2