Das Nationalmuseum als Teil der Französischen Revolution

Louvre

Innenansicht des Louvre

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Das Louvre galt nach seiner Öffnung als öffentliches Museum für die Bevölkerung Frankreichs im Jahr 1793 als Symbol der Einheit der Nation und des Sieges über die Monarchie. 

Der Bevölkerung wurden die ehemaligen Besitztümer der Monarchie als Teil des kulturellen Erbes und kollektiven Besitzes vorgeführt. Neben Besitztümern des Königs selbst, befanden sich auch viele durch die Republik konfiszierten Objekte des Hofes und der Kirche in der Sammlung. 

Der Tag der feierlichen Eröffnung des „Musée du Louvre“ am 10.08.1793 verstärkte die Symbolkraft des Museums und schaffte eine wichtige Grundlage für die Relevanz des Museums innerhalb der französischen Revolution. 

Am 10.08.1793 fanden weitere wichtige nationale Gründungsveranstaltungen statt. Die Deklaration der republikanischen Verfassung und die Absetzung des Königs Ludwig XVI (10.08.1792) jährt sich an diesem Datum. Die Eröffnung des Louvre wurde dadurch zu einem großen politischen und gesellschaftlichen Symbol der Macht der Revolution inszeniert. 

Durch diesen Entstehungs– und Sammlungshintergrund kann das Louvre als republikanische Erziehungsinstitution verstanden werden.  

Durch die rituelle Identifikation und kollektive Selbstpräsentation wurde der Prototyp eines Nationalmuseum geschaffen. Das Museum ist hier als Institution der öffentlichen Erziehung zu verstehen, die die Existenz der neuen Ordnung in Frankreich repräsentiert und kulturell legitimiert.

Auch das klassische Kunstmuseum des 19.Jh. geht auf das Louvre zurück. Die Schulung des ästhetischen Sehens des Besuchers stand im Vordergrund. Durch die Präsentation der Kunst in Schulen in Zusammenhang mit neuen Kunstströmungen werden nationale Strömungen in einen historischen Kontext gestellt und dem Besucher als nationale Tradition präsentiert. 

Das Louvre wird durch das Ausstellen des gemeinsamen kulturellen Erbes der Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die Monarchie zum Machtsymbol der neuen Ordnung des aufgeklärten Bildungsbürgertums. 

Im Laufe des 19Jh. findet daraufhin, in Zusammenhang mit der Verbreitung der aufklärerischen Ideen eine Globalisierung der Idee des National- und Kunstmuseums in ganz Europa statt. 

In Europa entstehen in diesem Zusammenhang monumentale Museumsbauten wie das „British Museum“, die „Nationalgalerie“ in Berlin oder das „Kunst-“ und „Naturhistorische Museum“ in Wien. Anders als das Louvre dienten diese Museen allerdings der Repräsentation der kulturellen und politischen Stärke der Monarchie.  

Die Ausstellung historischer Entwicklungsprozesse wurde im 18.Jh. zur wichtigsten Instanz für die Bildung der Bürger im Sinne der ästhetischen Normen, geistig-kulturellen Bildung und der politischen Überzeugung der Besucher. 

Es wird ein nationales Erbe und eine nationale Identität dargestellt und verbreitet. Das Museum wird als Volksbildungsstätte, zur Kollektivierung eines durch die herrschende Elite produzierten nationalen Gedächtnisses genutzt. 

 Beispiele für diese Entwicklung in Deutschland sind unter Anderem das „Alte Museum“ in Berlin oder das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. 

Die Idee des Nationalmuseums als Produzent einer nationalen Identität und der Prototyp des Kunstmuseums lassen sich somit auf das Louvre als Nationalmuseum zurückführen. Die Kultur wurde mit der Verbreitung des aufklärerischen Gedankenguts als nationales Eigentum verstanden. 

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Berlin Altes Museum

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